Für einen Job habe ich letztens 15 Kilogramm Möhren gekauft, gewaschen, abgetrocknet und in Würfel geschnitten – und das gleich zweimal hintereinander. Ich gebe zu, dass ich danach eine kurze Pause brauchte. Aber sonst kann ich ohne Einschränkungen sagen: Möhren sind fantastisch – und sie machen unsere Augen besser, die Haut straffer und bekämpfen die Entstehung von Krankheiten.
Der wichtigste Power-Inhalt in den Möhren ist das Beta-Carotin, ein sekundärer Pflanzenstoff. Dabei handelt es sich nicht um einen Nährstoff im klassischen Sinne (wie zum Beispiel Vitamine oder Mineralstoffe), aber es sind Bestandteile von Pflanzen, die gesundheitsfördernde Effekte haben. 100 Gramm Möhren enthalten etwa 8,5 Milligramm Beta-Carotin – das ist im Vergleich zu anderen Lebensmitteln ein echt hoher Wert.
Warum ist Beta-Carotin so gut?
Der Pflanzenstoff wirkt im Körper als Antioxidans und schützt so vor freien Radikalen (beide Begriffe kennt man vielleicht aus der Werbung für teure Kosmetikprodukte). Kurzer biochemischer Exkurs: Freie Radikale sind Atome oder Moleküle, die ein ungepaartes Elektron haben (oder gleich mehrere). Sie schwirren durch unseren Körper und suchen sich einen Platz, an den sie mit diesem ungepaarten Elektron andocken können – das kann zum Beispiel das Erbgut sein.
Und so können freie Radikale Alterungsprozesse in unserem Körper beschleunigen. Wie schnell die Haut altert, hängt zu einem Großteil davon ab, wie gut unser Körper mit freien Radikalen umgehen kann – sie sind außerdem an der Entstehung verschiedener Krankheiten beteiligt und gelten als krebserregend.
Zurück zu den Antioxidantien: Diese Stoffe können an die ungepaarten Elektronen andocken, sodass alle freien Plätze versorgt sind – und die freien Radikale keine Möglichkeit haben, sich in unserem Körper festzusetzen. Soweit verständlich?
Jedenfalls ist Beta-Carotin ein wichtiges Antioxidans (genau wie Vitamin C oder Vitamin E) und kann so dafür sorgen, dass freie Radikale weniger Unheil anrichten. Ihr Anteil im Körper erhöht sich übrigens durch Zigarettenrauch, Abgase, Chemikalien, Pflanzenschutzmittel, Strahlenbelastung und all die anderen Dinge, von denen wir wissen, dass sie irgendwie „ungesund“ sind.
Beta-Carotin und die Augen…
Viele Möhren sind gut für die Augen – das haben wir schon oft gehört. Auch hier spielt Beta-Carotin eine große Rolle. Denn es ist wirkt als Provitamin A (aus Beta-Carotin kann also im Körper Vitamin A hergestellt werden) und Vitamin A ist wichtig für alles, was mit unserem Sehen zu tun hat. Details im entsprechenden Text.
Was müssen wir bei Möhren beachten?
Hat sich jemand gewundert, dass ich die Möhren gewaschen habe? Ich hätte es bis vor ein paar Monaten getan – weil ich Möhren immer geschält habe. Man kann sie aber mit Schale essen (was vor allem bei 15 Kilo sehr angenehm ist). Es ist zwar anders als bei Äpfeln nicht so, dass die wichtigen Stoffe alle in oder unter der Schale sitzen, aber sie liefert zusätzlich Ballaststoffe, was nie schaden kann.
Beta-Carotin ist hitzeempfindlich – wenn auch nicht so sehr wie zum Beispiel Vitamin C. Der Gehalt in Möhren verringert sich etwas, wenn sie gekocht oder gegart werden, roh bekommen wir die höchste Dosis ab. Und: Für die höchstmögliche Aufnahme von Beta-Carotin benötigen wir etwas Fett, was vermutlich viele von euch schon mal gehört haben. Denn die Resorptionsquote (also der Anteil des Beta-Carotins, den wir aus den Möhren tatsächlich aufnehmen) wird durch Fett erhöht. Also gerne ein bisschen Olivenöl oder Kokosöl dazu (oder was immer man mag – nur bitte kein Frittierfett).
Übrigens: Möhren wachsen auch in Deutschland überall und sind deshalb super aus regionalem Anbau zu bekommen. Saison haben sie etwa von Juni bis Oktober, den Rest des Jahres gibt es Möhren als Lagerware. Einen weiten Weg müssen Möhren eigentlich nie zurücklegen, bis sie auf unserem Teller landen.
Großartige Rezepte mit Möhren:
- Eine Möhrensuppe mit Petersilien-Öl, die ich bei der wunderbaren Jessica Murnane entdeckt habe.
- Ich persönlich liebe ja Möhrenkuchen. Beispielsweise nach diesem Rezept (das ich nie getestet habe, ich improvisiere immer auf Grundlage eines Zuckerbomben- und Weißmehl-Rezept, das ich entsprechend abwandele…)
- Oder wirklich, wirklich schnell gemachte Möhren-„Pommes“, zum Beispiel nach diesem Rezept von FOURhangauf (und die Pommes stehen hier in Anführungszeichen, weil sie natürlich nicht wirklich wie Pommes schmecken. Pommes schmecken wie Pommes, weil sie frittiert sind. Genau wie Wurst Wurst ist, weil sie aus Fleisch ist. Aber lecker sind die Möhrenteile trotzdem.)